Radwander-Paradies Tschechien 2009

Eine Fahrradtour durch Nordost-Böhmen im Juni 2009.
Mitgefahren sind diesmal:
Matthias Weber (auf seinem Liegerad StreetMachine GT), Marcus Weber und Peter Lenhard.

Als Karte haben wir diesmal einen Atlas benutzt, und zwar Tschechien 1:100.000 aus dem tschechischen Buchhandel. Die Spiralbindung war leicht zu lösen (und nach der Tour auch wieder herzustellen) und die Einzelblätter passen genau in A4-Sichthüllen. Wir haben einen Stapel (ca. 20%) mitgenommen und immer die benötigten Seiten in einer Sichthülle untergebracht. Das war praktisch und die Karte ist sehr detailgenau.
Vor Ort gibt es sehr viele Radweg-Markierungen in Form gelber Schilder. Manchmal stehen Ortsnamen darauf, manchmal aber auch nur eine Wegenummer. Es gibt auch Kartenmaterial mit den nummerierten Wegen, aber die waren für uns nicht notwendig: Zumindest in den touristischen Gebieten steht in jedem Dorf (also alle 2 Kilometer) eine Umgebungskarte mit allen Informationen, die man sich wünschen kann.

Restaurants, Pensionen und Zeltplätze sind vergleichsweise billig (ca. halb so teuer wie in D) und so haben wir uns gut (soll heißen böhmisch reichlich) verpflegt und nur einmal wild gezeltet.

Samstag, den 6. Juni 2009

Aussicht von Klecany auf das ferne Prag
Ich fahre mit dem Auto (Golf Kombi) nach Fürth und hole Matthias samt Rad und Marcus' Rad dort ab. Wir fahren zu zweit mit 3 Fahrrädern nach Prag, genauer in den kleinen Ort Klecany rund 10 km nördlich. Das Liegerad ist im Auto untergebracht, die zwei 'Uprights' hängen auf dem Träger hinter dem Heck. Der Verbrauch ist dadurch merklich erhöht (die Fahrräder sind deutlich höher als das Autodach), aber die Fahrt klappt reibungslos.
Wir müssen durch Prag hindurch, und das ist für Fremde schon mit dem Auto nicht ganz einfach, mit dem Fahrrad nachher erst recht.
Abends erreichen wir Ladia in Klecany, wir gehen zusammen essen.
Es zeigt sich die erfreuliche Tatsache, dass die Preise allenfalls halb so hoch sind wie daheim.

Sonntag, 7. Juni 2009

Nach Prag hinein geht es immer an der Moldau entlang.
Baba heißt der Turm, der hoch über der Moldau schon als Ruine gebaut wurde.
Ladia führt uns nach und durch Prag. Wir radeln zusammen runter zur Moldau und dann immer am Ufer entlang bis zur Innenstadt. Er führt uns auch in einen geöffneten Buchladen mit Kartenabteilung und empfiehlt uns den genannten Atlas. Natürlich sehen wir die Karlsbrücke und nach dem Mittagessen (erster Regenguss) auch den Hradschin (zweiter Regenguss abgewettert) und den Aussichtsturm dahinter, aber am besten hat mir der Ruinenturm Baba hoch über dem Fluss gefallen. Dort ist es ruhig und schön und viele der Häuser sind aus der Bauhaus-Zeit bzw. davon inspiriert. Danach haben wir uns den Weg nach Norden hinunter zu Podbaba gesucht, das ging ganz schön steil bergab und wir mussten teilweise absteigen.
Im Anschluss nutzten wir eine der städtischen Fussgänger-Fähren und ließen uns zum östlichen Moldauufer übersetzen. Den Weg heim kannten wir dann schon und wir waren flott wieder am Haus (dritter Regenguss danach).
Fazit: Prag ist eine tolle Stadt als solche, zum Radfahren aber nicht so gut geeignet. Es gibt einige tolle Wege, vor allem am Fluss entlang, aber die Innenstadt mit ihren steilen Hügeln, dem großzügigen Kopfsteinpflaster mit Schienen darin und vor allem den mitunter besserwisserischen und waghalsigen Autofahrern ist nicht immer ein Genuss.

Abends fahren wir mit dem Auto in die Stadt, einen weiteren Freund besuchen, essen und dann Marcus am Hauptbahnhof aufsammeln. Auch das klappt prima, wenn ihn auch die Bundesbahn daheim erst in den falschen Zug geschickt hat.

(Strecke: ca. 40 km)

Montag, 8. Juni 2009

Immer am Elbufer entlang. Und hier ist der Weg noch sehr gut.
Aber der Blick auf Flüsse und Kanal lohnt die Mühe.
Rauf nach Melnik war es ganz schön steil!
Wir radlen zu dritt los, von Klecany über die Dörfer nach Kostelec nad Labem und dann am Elbufer entlang bis Melnik. Das funktioniert wunderbar, auch wenn der Uferweg stellenweise schwierig zu fahren ist und direkt vor Melnik an einer Treppe endet, ist die Strecke zu empfehlen.
Außerdem ist sie eine gute Vorbereitung für die tschechischen Radwege. Wenn die nicht auf einer Landstraße verlaufen (dann aber fast ohne Autoverkehr), führen sie auf oft unbefestigten Wegen durch die Natur. Sie sind zahlreich und gut markiert (manchmal nur mit Nummer) und komme immer irgendwo wieder raus, auch wenn man das im Dickicht nicht immer glauben will. Letztlich tolle Radwege, aber keine Rennstrecken. Geduld und Federung oder breite Reifen sind von Vorteil.

Opulentes Mahl in Melnik.
Unser Zeltplatz, mit Blick auf Burg Bezdez (der rechte Gipfel im Hintergrund).
Gemäß der Empfehlung von Ladia fahren wir hinter Melnik Richtung Kokorin und durchfahren ein wunderschönes abgelegenes und verträumtes Tal. Links und rechts der Straße erheben sich im Wald die hier typischen Felsen, sozusagen ein Elbsandsteingebirge im Miniaturformat. In schönen Raj (Eden) finden wir kein Quartier, die einzige Pension ist uns zu teuer. Wir sind auf den letzten 6 Kilometern an mehreren Pensioen vorbeigekommen, aber zurückradeln gilt nicht. Die Pensionen Richtung Tuboz und Houska können wir telefonisch nicht erreichen oder sie sind belegt.
Also lassen wir es darauf ankommen und fahren durch die wunderschöne und sich langsam öffenende Landschaft bis nach Houska hinauf. Das letzte Stück ist dermaßen steil, dass wir es nicht alle radeln können. Unterwegs komme wir an mehrere verschlafenen und vor allem verschlossenen Gasthäusern vorbei, sowie an deutlichen Campingverboten. Nun ja, was tun? Wir zelten wild, etwas unterhalb des Ortes im Wald gibt es eine große Wiese, einige hundert Meter abseits der Straße und auf einer Hügelkuppe. Wir haben im Dorf Wasser bekommen (nett grüßen und radebrechen hilft, es wird verstanden, vor allem wenn man dazu mit einer leeren Flasche wedelt...) Wir zelten also abgeschieden, ruhig und mit Blick auf Burg Bezdez, wo wir morgen hin wollen. Einer der schönsten Zeltplätze überhaupt, den wir hier gefunden haben.

(Strecke: ca. 75 km)

Dienstag, 9. Juni 2009

Auch vor Burg Houska steht eine der vielen Orientierungstafeln und wird studiert.
Wir nähern uns Bezdez mit seiner gotischen Burganlage.
Und morgens ist hier oben in der Sonne das Zelt bereits komplett trocken.

Wir fahren von Houska eine schöne Abfahrt hinab über Kruh und Zdar nach Nadrazi Bezdez, dann hinauf nach Bezdez. Die Burg Bezdez (Bösig) trohnt hoch über dem Ort auf einem von zwei steilen Zwillingsgipfeln und muss ein Schmuckstück gotischer Burgarchitektur sein, da nicht zerstört oder umgebaut. Den Aufstieg zur Burg nehmen wir aber nicht auf uns, sondern trinken einen Kaffee im Ort und radeln Richtung Osten durch ein ehemaliges russiches Militärgebiet mit teilweise überraschend gut geteerten Straßen (wer fährt hier) zwischen Gebäuderuinen und Wald Richtung Ralsko und dann in ein Heidegelände mit Warnschildern am Wegrand. Nun ja, 2 Meter für ein gemütliches Picknick sollten von Munition geräumt sein, was sich soweit bewahrheitet. Jedenfalls ist das einzige gefährliche Geräusch das einer riesigen Gewitterfront, die nördlich an uns vorbeizieht. Ihre Ausläufer kommen schließlich doch nahe und wir radlen flott weiter Richtung Nordosten, um nach einigen Kilometern südöstlich Richtung Mukarov abzubiegen. Der Weg führt stetig leicht bergab, gut für unser Tempo. Wir scheinen dem Gewitter ein Schnippchen geschlagen zu haben. Aber das Schicksal macht es uns nicht so einfach, Marcus muss im Wald einen Plattfuss flicken. Kurz vor dem Ort holt uns der Regen ein. Im Ort suchen wir ein Buswartehäuschen auf, und bevor wir uns so recht überlegt haben, ob wir hier ausharren oder weiterfahren wollen, hört der Regen auch schon wieder auf.
Warum nicht gleich so.

Kleine verträumte Straßen...
...führen uns nach Klaster Hradiste mit seiner Resten von Kloster und Brauerei. Wir konnten eine Flasche Bier erstehen.
Unser Weg führt uns nach Klaster Hradiste, wo eine große Klosterbrauerei mit Ausschank in einem Felsenkeller stehen soll. Wir finden leider nur den geschlossenen Ausschank vor, sowie ganz oben im Ort die Gebäudereste eines Klosters und die wirtschaftlichen Reste eine Brauerei. Gebraut wird wohl noch, aber Bier erhalten wir nur im Dorfladen gegenüber.
Unserem Eindruck nach war früher mal der ganze Ort in der Brauerei beschäftigt, und jetzt ist nur noch der ganze Ort bester Kunde. Aber das ist ein natürlich unfair, im Laden hängen halt ein paar Gewohnheitstrinker herum, wie es scheint.

Das abendliche Sitzen am See ist schön.
Weiter führt uns der Weg über Mnichovo Hradiste und Knezmost zum Cesky Raj (Böhmisches Paradies). Tatsächlich wirken hier Landschaft und Dörfer unverbraucht und intakt. Dank des Ansehens als touristisches Gebiet finden wir an jeder bessern Straßenecke wieder eine grandiose Orientierungskarte, die uns Topografie, Radwege etc. aufzeigt.

Hinter Branzez am See übernachten wir auf dem Campingplatz. Die zahlreichen Holzhütten, die dazugehören, sind von eienr Jugendgruppe oder einem Schulausflug belegt. Das bringt recht viel Leben und Lautstärke auf's Gelände, aber abends ist Ruhe.
Direkt am See ist eine Gaststätte, wo wir ein gutes tschechisches Bier und eine warme Mahlzeit für wenig Geld bekommen. Abends steigen die Nebel aus dem See, das macht das Draußensitzen doppelt schön.

(Strecke: ca. 70 km)

Mittwoch, 10. Juni 2009

Es gibt sogar Reliefkarten am Wegrand. Aus dem Erzgebirge (hier braun im Norden zu sehen) halten wir uns raus, für diesmal.
...führen doch wieder zurück.
Schmale und geheimnisvolle Eingänge...
Marcus verschwindet zwischen den markanten Felsen.
Trotz Abendnebel und See ist das Zelt morgens fast trocken, das Wetter ist fantastisch.

Wir suchen uns eine strecke am See entlang und nach Norden, dann in Zehrov rechts ab nach Kacanovy. Von da führt der Weg durch den Wald zu einem Weiler nordwestlich von Hruba Skala. Wir sehen die ersten der spektakulären Felsen dort. In Hruba Skala selbst hat das Hotelrestaurant in der Burg eine Terrasse mit toller Aussicht. Leider treibt uns ein Regenschauer hinein und wir geniessen im Trockenen erst recht das gute böhmische Essen.

Nachher geht es mit etwas schweren Beinen hinab und hinauf nach Troskovice bei der imposanten Burg Trosky mit ihren zwei Türmen auf den Vulkanschloten. Der ausgeschilderte Radweg führt uns dann südwestlich hinab zum Stausee Nebakov, am Ende so steil und felsig bergab, dass wir lieber absteigen. Ich beneide nicht die Menschen und Tiere, die hier einst die tiefen Rinnen in den Fels gefahren haben. Unten gibt es einen Zeltplatz und die obligatorische Hüttensiedlung mit Schulausflug. Zwischen den kichernden Mädels (das Liegerad hat es ihnen immer besonders angetan) bahnen wir uns den Weg durch den Weiler und dann, was Wunder, geht es eben wieder hinauf, und zwar ordentlich steil.

Oben finden die Kirschenfreunde einen Schatz: Der letzte Sturm hat einen Kirschbaum mit reifen Früchten umgerissen und ganze Scharen von Radlern fallen wie ein Schwarm Stare darüber her.

Restaurant-Terasse mit toller Aussicht. Leider treibt uns das Wetter nach drinnen.
Aber drinnen ist es auch nicht schlecht.
Wir nähern uns Burg Trosky...
...einem markanten...
...Wahrzeichen der Gegend, klar.
Ganz oben in Roven kommen wir wieder auf eine kleine stille Landstraße. Nur zwischen Zamosti-Blata und Dolni Lochov müssen wir für einen Kilometer eine stark befahren Straße nutzen. Das ist nicht schön und kommt glücklicherweise selten vor, ist aber dank Seitenstreifen gut zu machen und geht schnell vorbei.

Eine kleine Straße führt uns am See vorbei nach Jicin, das wie so viele Städtchen hier einen imposanten Platz mit Arkadenhäusern darum aufweist. Wir fahren nach einer Rast wieder hinaus Richtung Nordosten, es zwei Zeltplätze in Reichweite. Beide haben, welch Überraschung, eine Siedlung von Holzhäuschen mit einem Schulausflug darin. Allerdings liegt der erste (in Drevenice) direkt neben einer Geflügelfarm, die laut ist und unangenehm riecht, also fahren wir bis Luzany mit seinem ruhigen und olfaktorisch unauffälligen Zeltplatz am See. Die Schulkinder sind hier jünger als sonst und abends schnell ruhig. Ein Bad im See und anschließend eine heiße Dusche sind genau das Richtige.
Wanderwege gibt es hier viele.
Peter schiebt bergab...
...denn es geht steil hinunter zum See.
Haben hier Rüpel-Radler den Baum umgerissen, nur um an die Kirschen zu kommen?


(Strecke: ca. 60 km)

Donnerstag, 11. Juni 2009

Wir flüchten vor dem Wetter unter das Dach.
Der Uferweg führt uns mit der jungen Elbe schlängelnd nach Hradec Kralove.
Am Morgen ist das Wetter nicht so schön, es ist bedeckt und regnet immer wieder ein wenig. Wir radlen durch das lange Straßendorf Luzany und dann ein Stück auf der stark befahrenen Nationalstraße. Nach wenigen Kilometern biegen wir nach Kovac ab und von da an geht es auf ruhigen Straßen über Chomutice nach Trebnouseves mit einem kleinen Laden zum Einkaufen. Vor dem Laden steht eine einladende Sitzgruppe (Tisch und zwei Bänke am Stück) und wir machen auch gleich Mittagspause. Nach dem Essen zieht ein Gewittersturm auf, fast beängstigend, und wir ziehen uns auf die überdachte Laderampe zurück. In aller Ruhe werfen wir den Kocher an und kaufen an Keksen, was der laden so hat, so lässt es sich aushalten.

Nach einer Stunde ist das Unwetter dann vorbei und wir ziehen wieder los, auf ruhigen Sträßchen über Hnevceves und Maslojedy nach Predmerice nad Labem. Von dort folgen wir der Elbe auf einem Saumpfad Richtung Hradec Kralove (Königgrätz). Unterwegs haben wir mehrere Tafeln mit Hinweisen zu Teilen der Schlacht bei Königgrätz gesehen, diese Schlacht wird zum Jahrestag auch in Kostümen teilweise nachgespielt. Eine Lektüre zur Historie ergibt, dass es sich um ein ziemliches Durcheinander gehandelt haben muss und dass im sogenannten 'Deutschen Krieg' die Preußen gegenüber Österreich die Vorherrschaft gewonnen haben. Na, wenn's den sein musste. Wenigstens ist die Verköstigung hier nicht preußisch geworden...

Im Jugendstil gibt es hier einen Musentempel...
...und viele weitere schöne Häuser.
...und ein Wasserkraftwerk...
Vor Hradec Kralove ist der Elbuferweg dann geteert und als 'Labe-Elbe-Radweg' beschildert. Das ist schön, aber leider eine Ausnahme. Abseits der Städte lässt die Beschilderung und vor allem die Befestigung des Weges noch viele Wünsche offen.

Die Stadt Hradec Kralove ist ein Schmuckstück des Jugendstils und auf jeden Fall einen Besuch wert. Auch die Atmosphäre ist durch die große Universität angenehm, es gibt viele junge Menschen und wir sind mal nicht als einzige mit dem Fahrrad unterwegs.
Wir suchen die Tourist-Information auf, was nicht ganz einfach ist, denn sie liegt nicht im alten Zentrum. Wegen eines internationalen Flugtages sind die meisten Hotels und Pensionen belegt und wir entscheiden uns für ein Jugendgästehaus. Dort bekommen wir zwei schlichte, aber saubere Doppelzimmer mit Dusche und eine Garage für die Räder.
Abends ziehen wir zu Fuß durch die beeindruckende Stadt und essen in einem feinen Schuppen, wobei das Wort für ein halbüberdachtes Restaurant im Hof nicht mal so falsch ist. Die Atmosphäre ist gepflegt, die Küche ebenso, und die Preise wie gewohnt angenehm.

(Strecke: ca. 58 km)

Freitag, 12. Juni 2009

Eine Dame mit Kaltgetränken wartet vor dem Schloss, leider nicht auf uns.
Die berühmte Kathedrale von Kutna Hora mit ihrer außergewöhnlichen Dachkonstruktion.
Wir frühstücken im Zimmer und radlen dann Richtung Süden und Pardubice. Leider verlässt uns die Beschilderung des Elberadweges nach der Stadtgrenze schnell wieder, und wir müssen auf Straßen fahren. Vor Pardubice gibt es mal wieder schlechtes Wetter und eine Pause in einer Bushaltestelle.
Zu unserem Glück wird hier in Tschechien wohl sehr viel mit dem Bus gefahren, jedenfalls gibt es allenthalben ziemlich geräumige Wartehäuschen.

Pardubice hat eine sehenswerte Altstadt, und einen Decathlon-Laden, in dem Marcus einen neuen Reifen kaufen kann. Es gibt auch wieder einen Regenschauer, aber wir sind gerade am bzw. im Einkaufzentrum. Wir radeln dann raus Richtung Westen an der Elbe entlang, aber noch vor der Stadtgrenze ist auf dem Uferweg eine Baustelle und wir suchen eine Umfahrung. Peter kann es nicht lassen und möchte durch eine Schlammwüste fahren, das geht natürlich nicht. Danach sind ca. 2 kg Dreck an Rad und Taschen und der nächste Regenguss ist nicht völlig unwillkommen. Dennoch geben wir auf und beschließen, ab dem nächsten Bahnhof mit dem Zug bis Stary Kolin zu fahren. Das klappt wunderbar und ist nicht teuer (ca. 5 Euro für drei Personen mit Rädern).

Der Chor ist höher als das Hauptschiff, beide sind kunstvoll gotisch erbaut.
Von Stary Kolin radeln wir über Libenice und Grunta nach Kutna Hora hinein. Die Überquerung der Nationalstraße ist uns eine deutlicher Hinweis, dass wir bis jetzt gute Straßen ausgesucht haben: Eine Hölle für Radfahrer. Naja, auf kleinen Straßen sputen wir uns schweißtreibend bis Kutna Hora, denn das nächste Gewitter zieht auf uns zu. In der Tourist-Info wettern wir ab und haben danach auch ein Quartier. Die 'Pension Central' ist aber nicht unbedingt zu empfehlen: Sehr einfaches Bad und Zimmer, ebenso schlichtes Frühstück. Mich erinnert das alles an die Reisen in der Kindheit mit Oma durch die Tschechoslowakei, mitten in der sozialistischen Armut.

Aber der große Lichtblick ist der Garten mit dem Gartenschlauch, wo Peter die immer noch 1 kg Dreck von Rad und Taschen spritzen kann.

Kutna Hora ist ein Ziel des internationalen Tourismus, nicht ganz ohne Grund: Die Stadt war im Mittelalter für mehrere hundert Jahre eine kostbare Silbermine mit allem Wildwuchs und viel Bausubstanz stammt noch aus dieser reichen Zeit.
Dafür sind die Preise überraschend normal. Wir schauen uns zu Fuß die Innenstadt und de Kathedrale an. Die Kirche ist gut gepflegt, die Stadt nur zur Hälfte. Aber es wird viel renoviert, in ein paar Jahren wird die Stadt nicht mehr wiederzuerkennen sein. Zumindest wird man nicht mehr viele so heruntergekommene Häuser sehen wie jetzt noch. Es sei aber hinzugefügt, dass es hier viele Häuser aus dem Mittelalter gibt, bei denen es mit neuen Fenstern und etwas Farbe nun mal nicht getan ist.

(Strecke: ca. 40 km)

Samstag, 13. Juni 2009

Spartanisches, na ja, sparsames Frühstück in der Pension Central.
...wo zehntausende Schädel und Knochen drapiert sind.
Abstieg ins Ossuarium...
Das Wetter ist wieder unglaublich schön, Sonnenschein satt, gepaart mit einem kräftigen Wind (leider aus Westen, wo wir hinwollen).

Es geht nun abwärts mit uns, und zwar erst aus der Ortsmitte heraus Richtung Norden und dann hinab ins Ossuarium mit seinen gespenstischen Knochen-Ausschmückungen. Hier liegen Knochen und Schädel von zehntausenden Menschen, z.T. Opfer der Hussitenkriege mit eingeschlagenen Schädeln.

Nachher radlen wir über Stary Kolin nach Kolin hinein, die kleinen Straßen an der Elbe entlang sind gut zu ertragen. Die Stadt selbst weniger, man darf einen großen Bogen darum machen. Selbst die Kathedrale ist abgesperrt wegen Bauarbeiten. In der Ortsmitte ist der Platz abgesperrt, offenbar gibt es ein Musikfest mit historischen Kostümen und Feldlager. Immerhin finden wir die Fußgänergbrücke über die Elbe, die uns zum Uferweg rechts der Elbe führt. Wir radeln Richtung Podebrady durch den Dschungel und ab dort auf einem erstklassigen Rad- und Skaterweg mit entsprechend viel Verkehr am Wochenende bis Nymburk. Dort steigen wir in den Zug nach Prag, zum Glück sind wir früh am Zug (der hier lange hält), denn es wird ziemlich voll, auch mit Rädern. Aber Probleme gibt es keine.

In Kolin ist nicht mal die Kirche zu besichtigen.
Daher: Immer Warnkleidung tragen!
Hätten Sie den Radler gesehen?
Wir steigen in Prag am Bahnhof Vysocany aus, denn er liegt für uns verkehrsgünstig, wir wollen gleich hinunter zum Moldauufer. Dann merken wir, dass es nicht so leicht ist, diesen Bahnhof zu verlassen: Vorn und hinten gibt es Gleise, dazwischen nur eine Treppe zur Unterführung. Na ja, das schaffen wir auch noch und suchen uns dann den Weg zum Fluss, was auch vergleichsweise gut klappt. Vergleichsweise dafür, dass wir nur wissen, wir wollen zum Fluss, und als Karte die 100.000er von Tschechien haben. An den Stadtplan von Prag, der auch im Atlas ist, hat nämlich niemand gedacht. Wie auch immer, nach wenigen Umwegen sind wir am Moldauufer, und nach wenigen Kilometern auf bekanntem Terrain.

Nach einer Fahrt durch den Elb-Dschungel...
...eine letzte Rast am Ufer.
Der Anstieg nach Klecany (diesmal auf der Autostraße) hat es in sich. Oben gibt es etwas zu schauen, denn es ist Oldtimertreffen und offenbar eine Prüfung, unseren Weg vom Fluss heraufzufahren. Die Schnauferl schnaufen aber auch nicht mehr als wir, zumindest die, die wir sehen.

Am Abend gibt uns Ladia wieder ein Obdach und führt uns zu einer Gaststätte.

(Strecke: ca. 70 km)

Sonntag, 14. Juni 2009

Mit dem Auto fahren wir gemeinsam von Klecany durch Prag nach Fürth, ich dann alleine weiter nach Kaiserslautern.

Es ist immer wieder bemerkenswert, wie eine Radwandertour mit Zelt den Alltag ganz schnell vergessen lässt.

Eine schöne Tour geht zu Ende,
und Tschechien ist als Radwanderland nur zu empfehlen!