Mein Azub Liegerad            

Mein Azub Liegerad

Ich habe mir im Sommer 2002 einen Traum verwirklicht und mir ein Liegerad gekauft: Ein "Azub" aus Tschechien.
Auf dieser Seite veröffentliche ich meine Eindrücke davon und meine ersten Erfahrungen damit.

Die Vorgeschichte:

Nach dem Besuch der Spezialradmesse SPEZI 2002 in Germersheim (April) ging mir die tschechische Firma Azub (www.azub.cz) nicht mehr aus dem Kopf, weil man dort ein gefedertes Liegerad schon unter 1000 Euro bekommen konnte. Nach der Feststellung, dass die Firma (noch) keinen Importeur nach Deutschland hat und ich das Rad also direkt im Ausland bestellen muss, habe ich lange überlegt und mich dann zum Kauf entschlossen.

Die Kommunikation mit Azub war etwas schleppend, weil ich kein Tschechisch kann und der Inhaber kein Deutsch und auch nur wenig Englisch. Seine Partnerin musste die Emails übersetzen und direkte Telefongespräche waren nicht möglich.
Im Juli war es dann soweit: Ich hatte mich auf ein Azub 2.2FS in gelb mit allen Zubehörteilen festgelegt und die Lieferung zu mir nach Kaiserslautern vereinbart.
Anfang August kamen dann der Hersteller Ales Zemanek und seine Partnerin vorbei, mit 5 Liegerädern im Gepäck. Meine erste Bewunderung galt der Tatsache, dass dafür nur ein kleiner Pkw nötig war.
Noch am Abend haben sie das Rad im Hof zusammengebaut und ich habe die beiden natürlich als Gäste aufgenommen (sehr freundliche Mensachen und angenehme Gäste). Dafür gab es einen kleinen Preisnachlass ...

Zum Fahrrad:

Die Bilder sind Links zu größeren Bildern (auch nur 20 bis 40 kB).
Die Qualität ist nicht toll, weil ich nur eine Billig-Knipse habe.

Die Firma Azub ist offenbar sehr klein. Der Chef (Ales Zemanek) hat das Rad selbst bei mir abgeliefert und aufgebaut und ich hatte Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Meiner Meinung nach ist er sehr kompetent und steht voll hinter seinem Produkt, das macht einen guten Eindruck.

Mein Azub 2.2FS
Der Rahmen des Azub ist nicht schlecht und ich bin der Meinung, einen guten Kauf gemacht zu haben. (Preis: 1078 Euro für ein Azub 2.2FS mit allen Anbauteilen, davon allein 100 Euro für den Transport nach Kaiserslautern.)

Der Lowrider liegt recht weit hinten und ist an der Schwinge befestigt.
Der Rahmen ist gut verarbeitet. Die Rahmenkonstruktion hat gegenüber der Streetmachine GT z.B. den Nachteil, dass wegen des weiter vorne liegenden Schwingenlagers der Lowrider weiter hinten liegt und nicht voll gefedert ist.
Es ist mühsam, während der Fahrt in eine dort aufgehängte Tasche zu greifen und ich werde mir eine Bastelei einfallen lassen müssen. Echte Probleme habe ich damit aber nicht. Die Federgabel macht einen billigen Eindruck (ist ein Modell von Kangaroo mit Elastomer drin) und scheint nicht so toll zu federn. Ich kenne mich aber nicht gut genug aus: vielleicht ist das normal. Der Federweg ist jedenfalls zwangsläufig kürzer als hinten. Einen stabilen Eindruck macht die Gabel wenigstens. Fahrkomfort und Stabilität stimmen insgesamt. Das Rad fährt sich nervöser als ein Upright, aber nach meinen ErFAHRungen auf der SPEZI 2002 ist das für Kurzlieger normal. Ich muss mich aber immernoch konzentrieren, wenn ich das erste Mal am Tag anfahre (leider komme ich nur 1 bis 2 mal die Woche dazu).

Das Modell 2.2FS hat recht preiswerte, um nicht zu sagen billige Komponenten. Ich habe mir dieses Modell bewusst ausgesucht, da ich über kurz oder lang sowieso Magura-Bremsen anbringen werde und auch nicht sofort eine richtig gute Schaltung brauche. Mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis bin ich zufrieden (war nicht so viel teurer als ein Rahmenkit mit Sitz und Federgabel...) und ich würde das wieder so machen.

Etliche Schrauben gefallen mir nicht: Flache Kreuzschlitz-Köpfe oder Sechskant und nicht rostfrei. Bei der Ausstattung und dem Preis finde ich das in Ordnung, bei einem der High-End-Modelle würde ich aber rostfreie Inbus- oder Torxschrauben erwarten. Ich habe keine Ahnung, ob die dann tatsächlich verbaut werden.

Ich fahre im Moment als Prinzessin auf der Erbse.
Der Sitz ist das gute Verbundwerkstoff-Modell. Tatsächlich bemerke ich keine Verwindung bei Belastung. Allerdings kann man ihn nicht biegen und der mitgelieferte Sitz ist mir zu groß. Damit ich gut sitze und mit den Schultern die obere Krümmung erreiche, habe ich mir drei Lagen Isomatten-Stücke untergefüttert (ging gut).
Ales Zemanek meinte dazu, er hätte in Kürze auch kleinere Sitze und es sei kein Problem, auf der nächsten Spezialradmesse in Germersheim (26. und 27. April 2003) meinen Sitz zu tauschen. Wenn Du ein Rad bestellst, solltest Du auf Deine Körpergröße hinweisen und einen passenden Sitz verlangen. (Ales ist ca. 1,85 Meter groß, ihm wird mein Sitz wohl passen. Ich dagegen bin nur 1,73.)

Die großen Taschen verdecken teilweise den Lowrider.
Der hintere Gepäckträger besteht aus lackiertem dünnem Rohr und liegt auf einem dicken Rohrstück auf, das im Rahmen steckt. Die Verarbeitung ist nicht schön (hässliche Schweißstellen), macht aber einen stabilen Eindruck. Der untere Bügel ist nur angeschraubt, aber das scheint mir in Ordnung so.
Der Lowrider besteht aus Leichtmetall-Draht und macht ebenfalls einen stabilen Eindruck. Er liegt recht weit hinten und ich kann meine großen Ortliebs deswegen nicht auf den Hauptträger hängen, wenn ich den Lowrider noch nutzen will. Mit den kleinen Ortliebs geht es gerade so, wenn ich sie ganz nach hinten hänge.
Eventuell werde ich die Haken an den großen Taschen deswegen etwas nach unten versetzen. Dann hängen die Taschen höher und lassen den Lowrider noch frei. Das hintere Schutzblech wird vom Lowrider zur Abstützung gegen Kippen herangezogen. Ich glaube aber nicht, dass das schlecht ist, denn es besteht aus dickem Aluminium.

Die Löcher passen nicht zum TopLight.
Der Tip meiner Radhändlerin hat sich bewährt:
Textil-Lenkerband hält auch dick gewickelt noch große
Torsionskräfte aus
Das Rad kam ohne Lichtanlage und ohne Speichenreflektoren. Die Löcher am hinteren Gepäckträger haben nicht den richtigen Abstand für ein TopLight und ich musste mir mit einer Schelle helfen.
Ich habe einen normalen Seitenläufer-Dynamo am Lowrider angebracht und kann ihn während der Fahrt bedienen.
Der mitbestellte Scheinwerferhalter ist überflüssig, da ein konventioneller Halter verwendet werden kann (das vordere steile Rahmenrohrstück mit dem Umwerfer hat ein Gewinde vorne).
Der Halter ist aber ein nützlicher Griff beim Auf- und Absteigen, ich muss nicht immer am Sitz oder Lenker anfassen.
Ein Standard-Scheinwerferhalter tut es auch.

Der Vorbau und ggf. auch der Lenker können gegen andere Modelle ausgetauscht werden.
Wegen der höhergelegten Sitzposition ist der Lenker jetzt fast zu tief. Im Prinzip könnte ich jetzt den "Vorbau" (unter dem Rahmen) um 180 Grad drehen oder einen  anderen verwenden oder sogar einen anderen Lenker suchen.
Muss aber nicht sein, da der Lenker durch seine Form einen gewissen Spielraum bietet: Kippen verlagert die Griffe deutlich nach vorn oder hinten und ich kann mir den Lenker gerade noch richtig einstellen.

Die untere Sitzbefestigung
Die obere Sitzbefestigung
Ein besonderer Vorteil des Azub ist, dass der Sitz großzügig eingestellt werden kann (vorn-hinten, hoch-runter, Neigung) und eine Anpassung an verschieden große FahrerInnen ohne Änderung der Rahmenlänge (und damit Kettenlänge) möglich ist. Zur Zeit kommt mir da aber noch niemand drauf...




...und Lieger fahren ist GEIL!


7. September 2002